Chronik – Die Anfänge
Die Geschichte der Abteilung bis heute …
Im Mai 1945 war der Krieg zu Ende und die Siegermächte des zweiten Weltkrieges hatten alle Vereine verboten. Nach der teilweisen Aufhebung des Vereinsverbots wurde auch der Tischtennissport zugelassen, so dass sich dann 1949 die Abteilung Tischtennis unter dem damaligen Abteilungsleiter Hermann Schwindt gründete. Die erste Waldböckelheimer Tischtennismannschaft setzte sich aus folgenden Spielern zusammen:
Hermann Schwindt
Herbert Schmitt
Hermann Heimer
Hans-Erich Jung
Alois Jung
Karl-Werner Weinsheimer
Heimspiele fanden in den Gaststätten des Ortes statt, für die älteren Tischtennisspieler etwas ganz Selbstverständliches und selbst die etwas jüngeren Seniorenspieler erinnern sich sicher noch daran, dass Odernheim beim „Haase Franz“, Staudernheim in der Krone, Rehborn im Vorderteil einer Scheune und Desloch in einem völlig unterkühlten Nebenraum einer Gaststätte ihre Meisterschaftsspiele austrugen. In Waldböckelheim spielte man im „Gründen Baum“ bei Heinrich Schneider, im „Goldenen Löwen“ bei Willi Rech oder im Lokal „Zur Traube“ bei Max Gruhn. Manche Räumlichkeiten waren gerade groß genug, um eine Tischtennisplatte aufzustellen und der Gaststättenbetrieb ging ganz normal weiter. Der einzig vorhandene Tisch wurde von Gaststätte zu Gaststätte getragen.
Der Spielbetrieb früher und heute
„Heinrich breng mer noch e halbe Schoppe“, klang der Ruf eines Durstigen, beim Spielstand von 20:19 für den Gegenspieler, durch den Raum. Da musste man noch Nerven haben, etwas was vielen Spielern heute abgeht. Kein Wunder, das Spiel ist schneller, der Ball unkontrollierbarer, das Ohr des Spielers empfindlicher geworden. Am Klang des auftreffenden Balles auf den Schläger kann der geübte Spieler den Belag, die Geschwindigkeit und den Effet erkennen.
Als man noch bei „Reche Willi“ oder im Saal der „Traube“ spielte, waren die Bedingungen wie Platte und Schläger im Prinzip für alle gleich. Hier gewann wirklich der bessere Spieler. Erst mit der Entwicklung von neuen Schlägermaterialien begann eine Entwicklung, die oft nicht den fleißigeren oder talentierteren Spieler zum Sieger werden ließ, sondern den Spieler mit dem besseren Material. Ein Tischtennisschläger mit einem einfachen Noppengummi kostete vor 50 Jahren zwischen 4,00 und 6,00 DM, heute sind Wettkampfschläger bis knapp unter 200,00 EURO keine Seltenheit.
Aber damals wurde dem Gaststättenbesucher noch etwas geboten! Wenn in den Tischtennisabteilungen über die fehlenden Zuschauer diskutiert wird, was selten vorkommt, weil man sich mit der mangelnden Zuschauerresonanz abgefunden hat, dann könnte man sagen: „Zurück zu den Anfängen.“ Leider ist es nicht machbar. Die durch die TT-Verbände inzwischen zu Recht vorgegebenen Bedingungen wie Größe und Helligkeit des Raumes und Beschaffenheit des Fußbodens usw. lassen ein „Zurück“ nicht mehr zu.
Zu den Auswärtsspielen, beispielsweise nach Weinsheim, gingen die Spieler zu Fuß oder fuhren mit dem Fahrrad. Sie mussten auch nicht befürchten, von einem rasenden Autofahrer platt gemacht zu werden. Erst als sich der Spieler Walter Grahl ein Motorrad gekauft hatte, gab es eine Erleichterung. Die Mannschaft traf sich am Marktplatz und alle gingen zur gleichen Zeit los. Der Motorradfahrer nahm bereits einen Spieler auf dem Rücksitz mit und fuhr mit ihm nach Bad Kreuznach. Er fuhr die Strecke solange zurück, bis er die restlichen Spieler aufgelesen hatte. Nach Spielende begann die Zeremonie dann in umgekehrter Richtung bis alle wieder in Waldböckelheim waren.
Heute steigen wir ohne groß nachzudenken in unser Auto. Es kommt vor, dass alle sechs Spieler mit eigenem Auto zu einem Auswärtsspiel in den Nachbarort fahren, weil der eine sofort nach dem Spiel nach Hause und der andere zur Arbeit fahren muss. Jeder Verein besitzt die Möglichkeit in einer gemeindeeigenen Halle zu trainieren und seine Meisterschaftsspiele auszutragen. Man darf aber nicht verkennen, dass auch beim Tischtennis eine leichte Rückläufigkeit begonnen hat.
Mitte der 50iger Jahre wurde der Spielbetrieb in Waldböckelheim vorübergehend eingestellt. Hermann Schwindt zog 1953 nach Köln, Hermann Heimer und Hans-Erich Jung nach Bad Kreuznach, Alois Jung und Karl-Werner Weinsheimer kamen während der Oberstreiter Kirmes bei einem Motorradunfall ums Leben. Sie sind auch gemeinsam in einem Grab auf dem Waldböckelheimer Friedhof beigesetzt. Vor der vorübergehenden Einstellung des Spielbetriebes traten die auch später wieder aktiven Spieler Werner Hornung und Hans-Josef Braun in die Abteilung ein.
Vor einigen Jahren mussten die Verantwortlichen im TT-Verband aufgrund der Vielzahl von Mannschaftsmeldungen zu Saisonbeginn zusätzliche Klassen in das Spielsystem einbauen, heute wird darüber nachgedacht, die Klassenzahl wieder zu reduzieren. Wir in Waldböckelheim sind froh, zu den Vereinen zu gehören, bei denen die sportliche Entwicklung seit über dreißig Jahren immer noch nach oben zeigt (aber auch wir werden nicht jünger und die Masse an Nachwuchs haben auch wir nicht mehr – leider).
Im Sportjahr 1998/99 nahmen insgesamt elf Mannschaften am Spielbetrieb teil und die Abteilung hatte damit ihre organisatorische Leistungsgrenze erreicht, denn Termine für Spiele und Turniere müssen mit den Staffelleitern und der Verwaltung koordiniert werden und die Nachwuchsmannschaften brauchen eine entsprechende Zahl von Übungsleitern und Betreuern.
Die Abteilung beobachtet die Entwicklung in anderen Vereinen und weiß, dass die 2. Verbandsliga nur mit Spielern aus der näheren Umgebung gehalten werden kann. Seit neun Jahren spielt Hartmut Braun vom FSV Rehborn in Waldböckelheim, seit sechs Jahren Eckard Wohlleben aus Hüffelsheim, seit fünf Jahren Günter Sassenroth aus Winzenheim und seit dem vergangenen Jahr verstärken Heiko Kehl, Dir Gutjahr und Markus Bappert aus Staudernheim unsere Mannschaften.
Wir greifen nicht nach den Sternen, weil wir wissen, dass ein weiterer Aufstieg unserer 1. Mannschaft nur mit erheblichem finanziellem Aufwand, d.h. mit Sponsoring möglich wäre. Dies bedeutet aber auch, dass die Abteilung unter Umständen in finanzieller Hinsicht in zwei Gruppen geteilt würde und dies soll bei den Waldböckelheimer Tischtennisspielern vermieden werden.
Die 1. Herrenmannschaft spielt im Jubiläumsjahr 1999 in der 2. Verbandsliga, die 2. Mannschaft in der der 2. Bezirksliga, die 3. Mannschaft in der Kreisliga, die 4. Mannschaft in der 2. Kreisklasse und die fünfte Mannschaft in der 3. Kreisklasse. Beide Damenmannschaften spielen z.Zt. in der Kreisliga. Hinzu kommen 4 Nachwuchsmannschaften. All diesen Mannschaften steht das beste Material zur Verfügung. Dazu gehören heute eine ausreichende Zahl von wettkampffähigen Tischen, Zählgeräten, Umrandungen, Schiedsrichtertischen, Netzen, Trikots und eine praktisch unbegrenzte Zahl von Bällen.
Im Kassenbuch der TuS werden Ausgaben und Einnahmen der Abteilung von 1949 bis 1957 belegt. Zu den Lieferanten der Abteilung gehörten in den ersten Jahren die Firmen Kirchhof (TT-Bälle), Karl Bäcker (Tischtennisplatten), Gebhardt (TT-Netze und TT-Bälle), Ernst Herzberg (TT-Bälle; 2 Dtzd. zu 7,20 DM!) Die jährlich zu zahlende Meldegebühr der Abteilung Tischtennis beim Sportbund Rheinland betrug 1949 incl. Porto 4,00 DM (lt. Buchung im Kassenbuch vom 03.12.1949) und in den folgenden Jahren 5,00 DM. Für das Ausstellen eines Spielerpasses nahm der Sportbund eine Gebühr von 0,50 DM (Buchung vom 05.06.1954).
Es kommt Freude auf, wenn man in dem alten Kassenbuch blättert und liest, dass damals für eine Tischtennisplatte 45,00 DM ausgegeben werden musste und eine weitere handgefertigte TT-Platte vom Waldböckelheimer Schreiner Karl Bäcker 38,20 DM kostete. Heute kostet ein Tischtennistisch 1.200,00 DM. Ein Ball kostete um 1950 etwa 0,20 DM, heute muss man für einen Ball gehobener Qualität etwa 2,50 DM ausgeben.
Sicher hinken die erwähnten Vergleiche, denn auch die Ansprüche der TT-Spieler an das Spielmaterial sind in den letzten 50 Jahren größer geworden und alle Vereine und Spieler haben sich dem gehobenen Niveau angepasst, seien es Spielgerät, Turnschuhe, Trikots oder Trainingsanzüge.